Sede Vacante1691

(February 1, 1691—July 12, 1691)


Letter of Cardinal Goëss to the Emperor Leopold I

(February 17 and 24, 1691)


Ludwig Wahrmund, Das Ausschliessungs-recht (jus exclusivae) der katholischen Staaten Österreich, Frankreich und Spanien bei den Papstwahlen (Wien: Holder 1888) pp. 286-288:

Wür befünden Unss zeither den 12 dieses in Conclavi; Ich meines Theills schon 8 tag zu beth mit solchen Catar unnd Huesten, das ich kaum roden kan, und darbey also occupirt, das ich umb 12 Uhr in der Nacht bissweilen die horas noch nicht gebettet. Die Scrutinia werden täglich gehalten morgends unnd abends; mehr ut satisfiat consuetudini alss das vill darbey gericht werde. Das Systema ligt also, dass Altieri, Ottoboni, Barbarino mit Ihren Factionen unter sich unirt, de Franz. werden sich nach gelegenheit darzu schlagen. Wür Austriaci, Odescalchi unnd Chigi solten auch zusamben halten, oder werden wenigstens darfur consideriert: Chigi hat Unsser unnd Wür seiner von Nöthen. Die Odescalchi seyn sine capite oder ductore in conclavi, darbey fahlt schwer die nothwendige union zu erhalten, sie haben sich selbst in 2 squadra getheillet, die Zelanti sub aliquo ductu des Coloredi, die andere sub ductu des Sa Cecilia [Giovanni Battista Spinola}, welchen der Cogoludo, Medici und sotto mano auch Chigi hierzue destinirt, D. Livio aber alienus gewössen. Nun is auch este darzue komen, welcher sich am meisten zu Zelanten schlagt, bey welchen die Verwandtschafft mit Barbarino mit der Königin in Engelland und andere Interessen von villen starkh considerirt werden. Solche partes homogenas et hetrogenas in ein compositum zu brüngen, fahlt überauss schwer und sonderlich die direction, also das villeicht das Systema sich für sich selbsten wird formiren müessen, nach dem Sprichworth, che per strada s'acconciano le rome, welches gestern dem Coloredo, alss er bey mihr war, beyfiehle, wie auch dieser meiner meinung, dass das beneficium temporis uns in vill helfen müsse. Mit Unsern diffidenten Ottoboni, Barbarino, Altieri hat in diesen conclavi dem Tractament etwas nachgöben werden müessen. Wür haben ihre visiten umb willen einige unter unss darin etwass zu weith gangen angenumben, sie aber nicht revisitirt. Sondern ihnen durch dem Card. Albano [Emmanuel de la Tour d'Auvergne de Bouillon] andeuthen lassen, dass das erste ex zelo pro electione promovenda, das andere aber ex debito respectu erga Dominos nostros geschehe, welches eine approbation in conclavi gefunden. Unsser der Austriacorum systema ist, wie es zum offtern beschriben worden, man profitirt nun allerseits mehrer confidenzen, und cultivirt pro possibili, der spänische Potschaffter hat widerholterdüngen in Unsern conferenzen gemeldet, das er keine andere ordres von Seinin König hat, alss Ewer kayserl. Majestät intentiones zu secundiren, welches er getrewlich thuen wolle, der Medici meldet, dass sein brueder der Gran Duca auff kein sonderliches Subiectum dass aug gerichtet, noch zu promovirn suche. Darbey ist gnueg zu vermerkhen, dass sie beyde mit grosser jalusie seyn, damit ihren Characteri nicht zu kurtz geschehe. Sonderlich in puncto des Secreti, wie mans heist; Medici apprehendirt wan es einen andern Cardinal alss ihm solte gegöben werden. Mit den Cogolludo oder den Liechtenstein würde er diese competenz nicht so sehr haben. Dem Cogolludo würde es unerträglich fahlen, wan es dem Salazari solte gegöben werden, und doch ist dieses, so vill ich auss des Vicerè di Napoli Schreiben vermörkhe, schon geschehen, doch mit solcher restriction, das der Vicerè, welcher nun confirmirt worden, diese despachos biss auff eine gewüsse Zeitt vernehmben wirdt, möchte man vermuetlich umb so mehr bey bestöllung verbleiben. Ich habe hierüber mit denen Cardinales di Spagna conferirt, wie der Sachen zu thuen, damit sothane dispositiones das werkh nicht in grosse Zerrüttung brüngen. Dise haben guette intention, und werden zu vorderist auff Gottes Ehr, und das bonum publicum das aug richten, sie seyn etwas scrupulos in puncto Bullarum Conclave concernentium, man kan es ihnen nicht verdenkhen, Ich weiss mir fast darin nicht zu helfen, utrimque pericula sive agas sive abstineas.

Barbarigo Episcopus Paduanus et Coloredo seyn bishero in den Scrutiniis sonderlich am Teppich komben—uterque Venetus, uterque notae virtutis et sanctitatis, villen will frembt vorkomben, das post Papatum Alexandri VIII Veneti noch de Veneta successione gedacht werde. Nemo tamen diffitetur, quod ambo non sint viri digni tali dignitate.Coloredo opponitur aetas, dan er wird etwan 51 oder 52 Jahr haben, wass contra Barbarigo für hedenkhen fahlen, wirdt der Fürst von Lichtenstein mit mehrern referirt haben. Wür werden uns nicht herauss lassen, sondern Zeitt gewünnen, unnd Ewer Kays. Majestät Meinung unnd befeleh erwarthen; und wird man nur haben einen solchen weeg zu fünden, dass man mit Ewer kayserl. Majestät gedankhen bis auff seine Zeitt zurückh halte, wie es wohl nöthig, unnd dannoch keine diffidenz, oder winigere confidenz als man von Unss fordert zeuge, indeme diejenige, so Unss secundirn sollen, mit fueg praetendiren könen, das sie wissen müssen, worin unnd welchergestalt sie Unns zu secundirn und auff der andern Seithen ist dises auch periculos, dan diejenige, welche man verlangen möchte, werden also fort contraminirt, und herunter geworffen, et in hunc finem verlangt mans zum offtern zu wissen, dahero ist eine Maxime, das man mit denselben bis aufs letze mues zuruckhalten. Casanatte [Girolamo Casanate] ist vergangner tagen etwas starkh aufm Teppich komben, und seyn also fort die Pfeill auf ihm loss gangen, die Franzosen werden ihm schwerlich leyden, sonsten esset par muneri, ist von spänischer extraction. Denjenigen welche Uns fragen, wem Wür dan zum Pabst verlangen? andworthen Wür, das er der Fürst von Liechtenstein publice dem Sancto Collegio in seiner Oration gesagt. Unsere diffidentes lassen sich vernemben, als könten undnd wolten sie ersözen, was Wür pro satisfactione desiderieret, mit Secundirung Unnserer intention in electione, modo sciant wohin dieselbe gehet? Da ligt der Spekh auf der Fahlen! Wan Sie nun Subjecta proponiren, und wür dieselbe excludirn sollten, offendirt man exclusos et amicos exclusorum, unnd ist darumb nit der exclusion gahr behuetsam umbzugehen, dise leuth seyen in villen conclavibus gewössen, unnd wissen alle Schlich und Künste, so darbey gebraucht werden, unnd fahlt schwer, sich darbey genuegsamb zu beobachten, man mues das seinige thuen, unnd in Ibrigen den heyligen Geist anruefen, das Er dises so grosse Werkh dirigiren wollte.....


 

November 12, 2013 9:48 AM

©2011 John Paul Adams, CSUN
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